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Qualitätssicherung der Ergonomie

[Styleguides] [Prüftechniken] [Usability Test] [verweise]

Glaubt man den Dokumenten im Internet, dann ist ergonomische Qualitätssicherung gleich zu setzen mit Usability Testing. Beim dieser Form des Testens geht es weitestgehend um die subjektive Einschätzung des Produktes durch ausprobieren. Auch wenn sich das eben Gesagte abqualifizierend anhört, ein Produkt ist zur Gebrauch tauglich, wenn es gut zur täglichen Arbeit taugt. Und das ist abhängig davon wie der Mensch der damit arbeitet damit zurechtkommt.

"Qualität kann nicht in Software hineingeprüft werden." Diese Binsenweisheit muss erneut strapaziert werden, scheint sie doch immer noch nicht überall in der Welt der Softwaretechnik angekommen zu sein. Will man ein qualitativ hochwertiges Ergebnis haben, dann muss das gesamte Handeln von vornherein auf dieses Ziel ausgerichtet sein! Prinzipiell will dies auch jeder Entwickler. Nur: Wenn alle an einem Strang ziehen, dann bitteschön auch in die gleiche Richtung!

Hier setzt das Qualitätswesen [1] an. Hierbei werden zunächst die Qualitätsziele festgelegt, und danach der gesamte Prozeß darauf ausgerichtet. Dazu gehört, dass jeder Entwickler den nötigen Wissensstand hat, das Richtlinien festgelegt, kommuniziert und natürlich kontrolliert werden. Es läuft in vier Phasen ab:

  1. Qualitätsplanung,
  2. Qualitätslenkung,
  3. Qualitätsbewertung und
  4. die Qualitätsförderung.
Diese vier Phasen bilden einen Zyklus, der im Verlaufe eines Projektes vielfach durchlaufen wird. Dadurch gelangt das Feedback aus den Prüfungen immer wieder in die Entwicklung zurück. Besondere Bedeutung hat die Qualitätsförderung, in welcher zusätzliche Maßnahmen, wie Ausbildung, Werkzeuge, weitere Richtlinien, bestimmt und dem Team verfügbar gemacht werden.

 

Styleguides

Style Guides sind unternehmens- oder produktspezifische Richtlinien, die die Konsistenz der Benutzerschnittstelle(n) sichern sollen und als Grundlage für die Entscheidungen während des Designs dienen. Sobald mehr als eine Person bei der Entwicklung eines User Interfaces mitarbeitet, wird es erforderlich einen spezifischen Styleguide zu erstellen. Insbesondere wenn mehrere Produkte den selben "Look & Feel" bieten sollen, sind Styleguides unabdingbar. Styleguides können entwickelt werden für z.B.:

Dabei können Styleguides bei gleichem Produkt auch für unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten aufgestellt werden, z.B. Internet oder Intranet, Multimediaanwendung, CBT (Computer Based Training) oder Kiosksysteme.

Während Standards, Normen und Richtlinien eher allgemein gehalten sind, sind Styleguides sehr konkret und geben vor welches Widget für einen bestimmten Zweck an welche Stelle plaziert werden soll. Ob sich der Entwickler daran hält oder gute Gründe vorbringt es anders zu machen, muss im konkreten Fall geklärt werden. Auch die sehr allgemein gehaltenen ergonomischen Anforderungen in den ISO-Richtlinien müssen für die Praxis in die Form verständlicher und anwendungsorientierter Regeln gebracht werden, damit Software-Entwickler sie umsetzen können. Deshalb haben Software-Firmen und -Gremien ergonomische Standards entwickelt und diese in Styleguides niedergelegt. Einige Beispiele hierfür sind:

Zehn Usability Tips:

  1. Stelle bereits auf der Homepage den Wert der Site deutlich heraus.
  2. Beziehe auch interessanten und einladenden Inhalt ein.
  3. Links müssen als solche erkennbar sein.
  4. Begrenze die Navigationsleiste auf wenige Einträge.
  5. Benutze konsistente und ausdrucksstarke Begriffe für die Navigation und Hyperlinks.
  6. Korrekturlesen auf Rechtschreibfehler!
  7. Benutze Leerzeilen und Freiräume auf den Seiten, nicht zuviel Text.
  8. Frag die Besuchern, was sie wirklich brauchen.
  9. Sorge dafür, dass mit der Seite auch dann gearbeitet werden kann, wenn nur ein Teil im Browser dargestellt wird.
  10. Überprüfe die Gebrauchstauglichkeit!
Quelle: www.system-concepts.com/articles/tenwebtips.html, übers. hgm
Auch für das Web wird versucht Styleguides zu erstellen. Überall finden sich Seiten die Ratschläge zur Gestaltung von Webseiten geben. (Auch auf diesen Seiten finden sich unter Leitlinien für die Gestaltung ein paar Tips und Tricks.) Mittlerweile sind hierunter auch eine Reihe die speziell das Thema Ergonomie bzw. Usability beleuchten, wie z.B. die 10 WWW Ergonomie-Leitlinien die auf einem Server der Uni Hamburg zu finden sind.

Über die Qualität der Tips kann man geteilter Meinung sein, wie das bei Design in der Natur der Sache liegt, aber anschauen lohnt in jedem Fall. Die Besucher einer Site werden ebenfalls die unterschiedlichsten Geschmäcker mitbringen und die eigene Präsenz subjektiv beurteilen. Wer Erfolg im Netz haben will, der muss mit den Wölfen heulen, beliebt ist was gefällt. Da zählt die eigene Meinung manchmal leider gar nicht.

Die Zahl 10 scheint sich für die Hinweise zur Seitengestaltung eingebürgert zu haben. So werden immer wieder 10 ... angeboten. Besonders gelungen, da kurz und pragmatisch finde ich die in der Tabelle aufgeführten Tips. Jeder Tipp wird auf der Ursprungsseite näher erläutert.

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Prüftechniken

Die Evaluation der Qualität ist eine zentrale Aktivität bei der Entwicklung jedes Systems. Ohne Evaluation ist es nicht möglich zu wissen, ob ein System die gestellten Anforderungen erfüllt. Evaluation der Gebrauchstauglichkeit bedeutet das Sammeln von spezifischen Kennzahlen eines Produktes bei einer bestimmten Gruppe von Benutzern für eine bestimmte Aktivität innerhalb eines bestimmten Arbeitskontextes.

Da es bei der Qualitätssicherung im ergonomischen Zusammenhang um die Tauglichkeit eines Produktes für den Einsatz bei der täglichen Arbeit geht, ist der Usabilty Test nur durch das Feedback aus dem konkreten Einsatz zu übertreffen. Dennoch können auch andere Methoden die Gebrauchstauglichkeit in die richtige Richtung bewegen.

Vorteilhaft an diesen Techniken ist die Unabhängigkeit von einer lauffähigen Version, wodurch diese Techniken auch in herkömmlichen Entwicklungvorgehen ("Wasserfall") eingesetzt werden können. Und in solchen Umgebungen kann man jeden noch so geringen Schritt in Richtung auf mehr Gebrauchstauglichkeit gut gebrauchen.

Die Qualitätssicherung sorgt dafür, dass das Entwicklungsteam während der Entwicklung darüber informiert wird, wie gut das vorgeschlagene Design auf die Bedürfnisse der Benutzer, die Tätigkeiten und auf die Umgebung abgestimmt ist. Verschiedene Formen der Evaluation sind auf verschiedenen Stufen der Systementwicklung erforderlich, oftmals auch erst möglich.

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Usability Testing

Unter Usability Testing versteht man einen Bewertungsprozeß, bei dem die Gebrauchstauglichkeit von Produkten oder Systemen eingeschätzt wird. Es werden Entwickler, Experten für Ergonomie oder repräsentative Endbenutzer als Tester zu den Usabilitytests herangezogen. In der Regel sind die Endbenutzer im Zentrum des Interesses, d.h. als Bewertungsmaßstab gilt wie gut sie mit dem Produkt umgehen können.

Dabei soll durch Befragung von Testpersonen und durch empirische Methoden (Aufgabenbearbeitung, -beobachtung, Videodokumentationen, Fragebögen, ...) die Benutzbarkeit von Produkten und deren Oberflächen herausgefunden werden. Aus den gewonnen Daten können notwendige Verbesserungen oder Änderungen abgeleitet werden.

Beim Usability Testing lassen sich drei grundlegende Vorgehensweisen unterscheiden:

  1. Exploratives Testen:
    Hierbei probieren die Tester ein Produkt aus, am besten ohne jegliche Vorkenntnis über das Produkt und identifizieren dabei die Schwachstellen. (Kenntnisse des Arbeitsumfeldes sind natürlich erwünscht.) Die Liste der Probleme wird einer weiteren Analyse und Priorisierung unterzogen.

  2. "Threshold" (Schwellen-) Test:
    Bei dieser Testform geht es um den Grad des Erreichens von vorher festgelegten Leistungsgrößen des zu untersuchenden Produkts, z.B. Antwortzeitverhalten < 3 Sekunden.

  3. Vergleichstest:
    Hierbei werden zwei oder mehrere Alternativen des Produktes hinsichtlich der Usability-Kriterien miteinander verglichen. Bei den Alternativen kann es sich um Entwicklungsvarianten, Konkurrenzprodukten oder das gleiche Produkt aber zu unterschiedlichen Entwicklungsstadien handeln.
Zwar lassen sich diese Tests als Inspektionsvariante auch anhand einer Papierversion durchführen, aber richtig aussagefähig werden sie erst beim Endprodukt oder einem Prototypen. Daraus ergibt sich der Schluß, dass die Entwicklung gebrauchstauglicher Produkte kurze Entwicklungszyklen bedingt und immer mal wieder einen Prototypen bereitstellen muss.

Beim Einsatz entsprechender Methoden für den Usability Test ist immer eine Abwägung zwischen Aufwand und Nutzen anzuraten. Dabei hat man sich zu entscheiden zwischen schnell durchführbaren und kostengünstigen Lösungen, wie heuristischen und explorativen Evaluationen, und zeit- bzw. kostenaufwendigeren Verfahren, wie empirischen Tests in einem Usability-Lab mit vielen Testern.

Die einzelnen Schritte des Usability Tests verdeutlichen die Notwendigkeit diesen Prozess systematisch und zielgerichtet durchzuführen:

Im Letzten Schritt muss für den Rücklauf der Erkenntnisse in den Entwicklungsprozess gesorgt werden. Dies ist sicherlich am einfachsten, wenn die Entwickler selbst am Test beteiligt sind. Leider sind gute Entwickler nur selten Tester und erst recht keine guten Psychologen. Daher besteht die Gefahr der Verfälschung der Ergebnisse. Der Kommunikation des Testberichts kommt somit besondere Bedeutung zu!

Der Usability Test gibt Feedback für die Entwicklung und soll verdeutlichen, wie der Benutzer mit einem Programm und seiner Oberfläche zurechtkommt oder ob Verbesserungen vorgenommen werden müssen. Die Stärken und Schwächen des Produktes werden aus der Sicht des Benutzers beurteilt, gleichzeitig werden aber auch gute Designelemente ihre Bestätigung erfahren.

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Fußnoten:
[1] Ein etwas ältlicher Begriff der DIN 55350, welcher noch aus der Zeit stammt, bevor das Thema von Japanern und Amerikanern aufgegriffen und an uns zurückverkauft wurde.

 

Verweise
 
Richtlinien, Normen und Gesetze
Bei der Softwareentwicklung bieten Normen und Richtlinien die Möglichkeit Erfahrungen in die Gestaltung benutzerfreundlicher Schnittstellen einzubringen. Zum Anderen bieten sie die Möglichkeit, die Schnittstellen zu vereinheitlichen und erhöhen damit die Konsistenz der Anwendungen.
Qualitätsmanagement
Bei der Erstellung einer Internetpräsenz wird viel Wert auf gutes Aussehen gelegt. Auch auf das Anbieten vielfältiger Informationen für die unterschiedlichsten Zielgruppen wird mancherorts stark beachtet. Die Erzeugung von qualitativ vollwertigen Internetseiten scheint derzeit nur selten ein Thema zu sein.

... nach draußen:
10 WWW Ergonomie-Leitlinien (vsys-www.informatik.uni-hamburg.de/ergonomie)
GUI Design - Web Style Guide (www.gui-design.de/style1.htm)
Ergonomische Gestaltung von Webseiten (www.sozialnetz-hessen.de/ergo-online/ergo_frame1.htm)
Die goldenen Regeln für schlechtes HTML (www.karzauninkat.com/Goldhtml)
KommDesign.de Fakten (www.kommdesign.de/fakten)
(Ich bin nicht verantwortlich für Inhalte externer Internetseiten.)
 

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[Seitenanfang] geändert: 01.12.2010 by hgm © 2001, Hans-G. Mekelburg, all rights reserved.
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