2.1.
Ladesystem
Mögliche Probleme sind zum einen Überladung, zum anderen nicht
ausreichende Ladung oder Entladung
der Batterie.
Überladung ist bei Blei-Säure-Batterien am übermäßigen Wasserverlust und an
starker Gasblasenbildung
erkennbar, bei Blei-Gel-Batterien tritt Austrocknung und infolgedessen
Kapazitätsverlust auf. Ist die Lade-
spannung sehr stark überhöht, brennen zudem vermehrt Glühlampen (insbesondere H4) durch.
Die Fehler-
ursache liegt in diesem Fall (korrekte Verkabelung des Ladesystems
vorausgesetzt) immer beim Laderegler.
Im Falle nicht ausreichender Batterieladung sollte der Fehler zunächst nach
folgendem Schema eingegrenzt
werden. VOR Beginn jeglicher Messungen muss die Batterie mit einem externen
Ladegerät voll geladen
werden, sonst sind keine aussagekräftigen Messungen möglich.
1. Tritt der Fehler NUR auf, wenn das Motorrad längere Zeit nicht gefahren wird?
JA: Leckstromtest durchführen. Falls dabei kein Fehler auftritt:
Selbstentladung der Batterie zu
hoch,
Batterie tauschen
NEIN: Weiter mit 2.
2. Bei ausgeschalteter Zündung die Batteriespannung messen. Werden mindestens 12,5 V erreicht?
JA: Weiter mit 3.
NEIN: Wenn die Batterie zuvor voll geladen wurde, ist sie in schlechtem Zustand oder defekt.
Beträgt die Spannung weniger als ca. 10,5 V, ist wahrscheinlich eine Zelle defekt. Batterie
tauschen.
3. Zündung und Fahrlicht einschalten. Die Batteriespannung sinkt etwas ab, werden ca. 12,0 V gehalten?
JA: Weiter mit 4.
NEIN: Die Batterie ist in schlechtem Zustand. Laden, evtl. tauschen.
4. Licht ausschalten und Motor starten,
bei erhöhter Leerlaufdrehzahl die Batteriespannung messen.
Werden 14 - 14,5 V erreicht?
JA: Weiter mit 5.
NEIN: Liegt die Spannung zumindest
über dem bei 3. gemessenen Wert, dann Motordrehzahl erhöhen
Steigt
die Spannung dann auf 14 - 14,5 V an und liegt die Motordrehzahl in dem
Bereich, mit
dem
üblicherweise gefahren wird, weiter mit 5.
Steigt
die Batteriespannung gegenüber dem bei 3. gemessenen Wert nicht oder zu wenig
an,
dann
folgende Tests durchführen: Kohlebürsten
prüfen
(nur
bei elektrisch erregten Lichtmaschinen)
Ladestrom-Verkabelung
Gleichrichter/Regler
Lichtmaschine
5.
Bei laufendem Motor Abblendlicht und Bremslicht einschalten. Werden mindestens
14 V Batteriespannung
gehalten?
JA: Soweit
scheint alles in Ordnung. Möglicherweise tritt der Fehler nur zeitweise oder
nur während
der
Fahrt auf. Insbesondere Verkabelung und Steckverbinder können Ursache sein. Auf
Schäden,
Korrosion,
festen Sitz aller Schraubverbindungen etc. kontrollieren.
NEIN: Die Lichtmaschinen-Leistung
reicht evtl. nicht aus. Werden auch bei erhöhter Drehzahl keine 14 V
gehalten,
ist eine auseichende Batterieladung im Fahrbetrieb mit Licht nicht gegeben. Die
Ursache
kann
sowohl in der Lichtmaschine selbst als auch in der Ladestrom-Verkabelung
liegen, insbesondere
nach
zu hohen Übergangswiderständen an Steck- oder Schraubverbindungen sollte
gefahndet werden.
Bei
Permanentmagnet-erregten Lichtmaschinen ist auch, zumindest für ältere
Exemplare, eine
Schwächung
des Magnetfeldes infolge Alterung möglich. In dem Fall ist ein Tausch des
Rotors die
Lösung
des Problems. An diversen Klassikern (z.B. Engländer mit Lucas-Lichtmaschinen)
ist die
serienmäßige
Lichtmaschinenleistung alles andere als berauschend, ein ständiger Betrieb mit
ein-
geschaltetem
Abblendlicht ist problematisch, insbesondere bei häufigem Leerlauf des Motors.
Ein
Umbau vom Wechsel- auf den Drehstromtyp des Lucas-Lichtmaschinenstators
verbessert
die
Ladebilanz um einiges.
2.1.1.
Leckstromtest
Gehört
zwar nicht direkt zum Ladesystem, muss aber zu dessen Prüfung durchgeführt
werden. Dazu
bei
ausgeschalteter Zündung die Masseleitung direkt an der Batterie lösen
(es dürfen keine weiteren
Leitungen
mehr am Massepol der Batterie angeschlossen sein) und ein Multimeter, zunächst
im 200
mA-Messbereich,
zwischen Massepol der Batterie und das freie Kabelende schalten. Fließt kein
größerer
Strom, dann den 20 mA-Messbereich wählen. Je nach Fahrzeugtyp sind maximal etwa
1
- 5 mA Leckstrom tolerierbar, Buell gibt als Grenzwert 3 mA vor. Größere Ströme
deuten auf einen
der
folgenden Fehler hin:
-
Ein Verbraucher ist falsch angeschlossen und zieht auch bei ausgeschalteter
Zündung Strom
-
Steckverbinder oder Schalterkontakte sind nass/verschmutzt, so dass
Kriechströme fließen. In
Betracht kommen alle Verbindungen, die
auch bei ausgeschalteter Zündung Spannung führen, also
Batterie-Anlasser,
Batterie-Laderegler/Lichtmaschine, Batterie-Zündschloss. Prüfen.
-
Der Gleichrichter oder der integrierte Gleichrichter/Laderegler ist defekt und
verursacht einen
erhöhten Leckstrom.
Zur
Eingrenzung des Fehlers müssen nacheinander die verschiedenen
spannungsführenden Leitungen
unterbrochen
und dabei der Stromfluss beobachtet werden.
2.1.2.
Ladestrom-Verkabelung
Wird
ein integrierter Gleichrichter/Laderegler verwendet, so besteht die
Ladestrom-Verkabelung aus
den
Verbindungen von der Batterie zum Gleichrichter/Laderegler und von dort zur Lichtmaschine.
Ebenso
ist natürlich die Masseverbindung des Gleichrichter/Ladereglers entscheidend.
Für
eine Funktionsüberprüfung kann bei laufendem Motor die Spannungsdifferenz
zwischen Batterie-
minuspol
und Minuspol direkt am Regler gemessen werden, ebenso ist auf der Plusseite zu
verfahren.
Eine
Differenz von mehr als wenigen zehntel Volt deutet auf schlechte oder fehlende
Verbindung hin.
Auf
der Gleichrichter-Eingangsseite sollte zwischen den zwei
(Wechselstrom-Lichtmaschine) bzw.
drei
(Drehstrom-Lichtmaschine) Leitungen eine Wechselspannung in der Größenordnung
15 -20 V
messbar
sein.
Bei
Ladesystemen mit getrenntem Gleichrichter und Regler, in der Regel kombiniert
mit elektrisch
erregter
Lichtmaschine, kommen selbstverständlich noch die Verbindungen vom Laderegler
zur Licht-
maschinen-Feldwicklung
hinzu. Ebenso ist dann eine möglicherweise vorhandene Ladekontrollleuchte
samt
Verkabelung Bestandteil des Ladesystems und muss überprüft werden.
2.1.3.
Gleichrichter/Regler
Im
Falle separater Gleichrichter und Regler lassen sich die vier bzw. sechs Dioden
des Gleichrichters
einfach
überprüfen. Dies kann entweder mit einem Multimeter mit Diodentest-Funktion
geschehen
oder
mit eine Spannungsquelle (Batterie) und in Reihe dazu geschalteter Prüflampe.
Von jedem
Wechselstromanschluss
des Gleichrichters ist eine Diode in Durchlassrichtung zum Plusanschluss und
eine
Diode in Sperrrichtung zum Minusanschluss geschaltet. Geprüft wird jeweils, ob
die Dioden in
Durchlassrichtung
leiten und in entgegengesetzter Richtung sperren.
Im
Falle integrierter Gleichrichter/Regler ist eine einfache Überprüfung nicht
möglich. Eine Fehler-
eingrenzung
lässt sich am besten durch testweisen Tausch gegen ein anderes Exemplar
durchführen.
2.1.4.
Lichtmaschine
Vor
allen Messungen an der Lichtmaschine müssen alle Verbindungen zur restlichen
Elektrik
unterbrochen
werden, die Lichtmaschine kann aber eingebaut bleiben.
Sämtliche
Wicklungen der Lichtmaschine werden auf Durchgang und auf Isolation nach Masse
geprüft.
Für Drehstrom-Lichtmaschinen müssen die Durchgangswiderstände zwischen jeweils
zwei
der
drei Ausgangs-Anschlüsse identisch sein. Die Sollwerte sind jeweils dem
Werkstatthandbuch
der
Motorrads zu entnehmen.
Bei
elektrisch erregten Lichtmaschinen wird auch die Feldwicklung auf Durchgang und
auf Isolation
gegen
Masse geprüft.
Tritt
bei der Messung eines Isolationswiderstands nach Masse ein Durchgang auf, ist
die betreffende
Wicklung
in jedem Falle fehlerhaft.
Ein
weiterer möglicher Test ist für Permanentmagnet-erregte Lichtmaschinen ist die
Messung der
Spannung
ohne Last bei laufendem Motor. Die Sollwerte sind auch hier dem
Werkstatthandbuch
zu
entnehmen. Eine grobe Funktionsprüfung lässt sich durchführen, wenn zwischen
die zwei Aus-
gangsleitungen
einer Wechselstrom-Lichtmaschine (bzw. zwei der drei Leitungen einer Drehstrom-
Lichtmaschine)
eine H4-Scheinwerferlampe als Last geschaltet wird, und zwar so, dass beide Glühfäden
parallel
angeschlossen sind. Bei leicht erhöhter Leerlaufdrehzahl des Motors sollte die
Lampe hell
leuchten,
abhängig natürlich von der Kennlinie und Nennleistung der Lichtmaschine. Bei Drehstrom-
Lichtmaschinen
muss der Test für alle drei möglichen Kombinationen von zwei der drei
Anschlussleitungen
wiederholt
werden, die Helligkeit der Lampe muss jeweils gleich sein.