1.1. Ladesystem
Das
Ladesystem besteht aus der Lichtmaschine, dem Gleichrichter und dem Laderegler.
Die Aufgabe
des
Ladesystems besteht darin, die gesamte Elektrik mit elektrischer Energie zu
versorgen und gleich-
zeitig
die Ladung der Batterie sicherzustellen, und zwar möglichst unabhängig von
Motordrehzahl und
Belastung
durch verschiedene elektrische Verbraucher. Dies geschieht dadurch, dass die
Ladespannung
auf
einen konstanten Wert von etwa 14 Volt geregelt wird. Die Batterie arbeitet im
sogenannten. Float-
Betrieb
und wird entladen, wenn die verbrauchte elektrische Leistung größer als
die aktuell von der
Lichtmaschine
gelieferte. Bei Leistungsüberschuss seitens der Lichtmaschine wird die Batterie
mit
konstanter
Spannung geladen, wodurch der Ladestrom bei Erreichen des voll geladenen
Zustands
selbständig
abnimmt.
1.1.1. Lichtmaschine
An
modernen Motorrädern werden ausschließlich Wechselstrom- oder Drehstrom
Lichtmaschinen
verwendet.
Sie bestehen aus einem Stator, der die Wicklung zur Energieerzeugung trägt und
aus
übereinanderliegenden
Blechlagen besteht, sowie aus einem Rotor, der entweder innerhalb des
Stators
dreht (z.B. Moto Guzzi ab V7 Sport) oder diesen glockenförmig umfasst (z.B. an
Buell,
Yamaha
SR500). Der Rotor kann dabei direkt auf einem Kurbelwellenstumpf angeordnet
sein
oder
(um Motor-Baubreite zu sparen) wie beim Auto auf einer eigenen Welle, die in
einem
separaten
Gehäuse dreht.
Die
Erzeugung des Magnetfelds am Rotor kann entweder durch Permanentmagnete oder
durch
eine
eigene Wicklung auf dem Rotor, die sog. Erregerwicklung, geschehen. In
letzterem Falle sind
natürlich
Schleifringe und Kohlebürsten nötig, um die notwendige elektrische
Erregerleistung zum
Rotor
zu übertragen. Eine Verwendung dieser Bauart in ölumspülten Bereichen des
Motors fällt
damit
aus, zudem sind die Kohlebürsten einem mehr oder wenigen starken Verschleiß
unterworfen.
An
Yamahas XS650 hielten sie oft nur 10000 km... . Zudem muß die Erregerwicklung
so gefertigt
sein,
daß sie den Vibrationen und Fliehkräften auf der Kurbelwelle widersteht.
Vorteil
der elektrisch erregten Lichtmaschine gegenüber der Ausführung mit
Dauermagneten sind
zum
einen die leichtere Regelbarkeit der erzeugten Leistung, auch mit einem
mechanischen Regler,
da
nur die kleinere Erregerleistung geregelt werden muß und nicht die
Ausgangsleistung. Zum anderen
besteht
nicht wie bei Permanentmagneten die Gefahr, dass das Erregerfeld im Laufe der
Zeit durch
Entmagnetisierung
schwächer wird. Dies war zumindest früher (Lucas-Lichtmaschinen an englischen
Motorrädern)
ein Problem, mit modernen Magnetwerkstoffen jedoch nicht mehr.
Am
Ausgang der Statorwicklung steht, je nach Art der Wicklung und des Stators, Wechselstrom
oder
Drehstrom
(Wechselstrom mit drei um je 120 Grad verschobenen Phasen) zur
Energieversorgung der
Motorradelektrik
zur Verfügung.
Einige
Lichtmaschinen älterer Motorräder besitzen eine Wicklung mit Anzapfungen oder
mehrere
Wicklungen,
die gemeinsam mit dem Fahrlicht ein- oder umgeschaltet werden. Auf diese Art
wird die
Lichtmaschinenleistung
der Belastung grob angepasst, um die Laderegelung entweder verlustärmer
zu
machen (ältere englische Maschinen) oder sogar völlig ohne Regler auszukommen
(z.B. einige alte
Honda-Modelle).
1.1.2. Gleichrichter
Der
von der Lichtmaschine gelieferte Wechsel- oder Drehstrom eignet sich nicht
direkt zur Ladung der
Batterie,
sondern muss erst gleichgerichtet, also in Gleichstrom umgewandelt werden. Dies
geschieht
im
Gleichrichter, der bei Wechselstrom-Lichtmaschinen aus vier, bei
Drehstrom-Lichtmaschinen aus
sechs
Dioden in einer Brückenschaltung besteht. Die Dioden wirken wie elektrische
Ventile, d.h. sie sind
in
einer Richtung leitend, in der anderen Richtung sperren sie den Stromfluss. Da
an jeder Diode in
Durchlassrichtung
eine Spannung von ca. 0,7 bis 1 Volt abfällt, muss der Gleichrichter im Betrieb
gekühlt
werden,
um nicht zu überhitzen.
Die
Dioden können entweder in einem gemeinsamen Gehäuse eingegossen oder einzeln in
eine Halteplatte
eingepresst
sein. Letzterer Fall ist meist dann anzutreffen, wenn die Dioden direkt in der
Lichtmaschine
angeordnet
sind (z.B. bei BMW oder Moto Guzzi).
1.1.3. Laderegler
Da
die am Motorrad verbrauchte elektrische Leistung nicht konstant ist (Licht,
Blinker etc.), und auch
die
von der Lichtmaschine gelieferte Leistung mit der Motordrehzahl schwankt, ist
es nötig, die Licht-
maschinenleistung
so zu regeln, dass die Bordnetzspannung konstant bleibt. Der Sollwert wird
dabei
durch
die Ladespannung der Batterie vorgegeben
und beträgt üblicherweise 14 bis 14,5 Volt.
Im
einfachsten Fall wird die überschüssige Leistung der Lichtmaschine einfach in
Wärme umgewandelt,
und
zwar mit Hilfe von Zenerdioden. Diese Bauteile werden ab einer genau
definierten Spannung
leitend,
der dann einsetzende Stromfluss verhindert ein weiteres Ansteigen der
Bordnetzspannung.
Dieses
Prinzip wurde lange Zeit an englischen Motorrädern angewendet; um die
anfallende Wärme
abzuführen,
wurde die Zenerdiode mit Kühlkörper im Fahrtwind montiert.
Präziser
und verlustärmer ist eine Regelung der von der Lichtmaschine in Bordnetz
eingespeisten
Leistung.
Hier gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten, abhängig von der Bauweise der
Lichtmaschine:
Bei
elektrischer Erzeugung des Erregerfeldes am Rotor wird der Strom in der
Feldwicklung vom Lade-
regler
beeinflusst. Bei mechanischen Ladereglern wird zu diesem Zweck die
Erregerwicklung entweder
direkt
mit der Erregerspannung verbunden, über einen Vorwiderstand geschaltet oder
ganz abgeschaltet.
Dieser
Vorgang läuft, abhängig von der Batteriespannung, über eine Spule im Laderegler
ab, die per
Anker
(mehrmals pro Sekunde) entsprechende Kontakte betätigt.
Die
Funktionsweise eines elektronischen Ladereglers für die Feldwicklung ist
ähnlich, hier wird die
Aufgabe
der Kontakte von einem Leistungstransistor als Stellglied übernommen. Er bietet
den Vorteil,
verschleißfrei
zu arbeiten und außerdem den Erregerstrom nicht nur in drei Stufen, sondern
kontinuierlich
ändern
zu können. Die eigentliche Erregerspannung für die Lichtmaschine kann in beiden
Fällen entweder
aus
der Batterie stammen oder durch zusätzliche Dioden direkt aus der von der
Lichtmaschine erzeugten
Energie
abgezweigt werden. In letzterem Falle ist eine dann wahrscheinlich vorhandene
Ladekontroll-
Leuchte
so geschaltet, dass ihr Stromfluss eine "Anfangserregung" der Lichtmaschine
bewirkt. Sie sollte
daher
nicht stillgelegt werden und intakt sein.
Bei
Lichtmaschinen mit Permanentmagneten im Rotor, also unveränderlichem
Erregerfeld, wird die
Ausgangsspannung
der Lichtmaschine nicht mit normalen Dioden gleichgerichtet, sondern meist mit
steuerbaren
Dioden. Diese sogenannten Thyristoren erlauben es, den Einschaltzeitpunkt in
der leitenden
Richtung
zu steuern, so dass ein mehr oder weniger grosser Teil der von der
Lichtmaschine zur Verfügung
gestellten
Leistung gleichgerichtet und in in das Bordnetz eingespeist wird. Einen
getrennten Gleichrichter
gibt
es bei dieser Reglerbauart nicht, sondern beide Teile sind in einem gemeinsamen
Gehäuse integriert.
Alle
aktuellen japanischen Motorräder und auch Buells sind mit einem solchen
Gleichrichter/Regler
ausgestattet.
Je nach Bauart des Reglers wird die Lichtmaschine bei Erreichen der
Bordnetz-Sollspannung
entweder
vom Gleichrichter getrennt (dies ist die verlustärmere, aber
schaltungstechnisch etwas aufwendigere
Lösung)
oder sie wird durch den Regler kurzgeschlossen. In diesem Fall wird die
komplette Lichtmaschinen-
leistung
innerhalb der Lichtmaschine in Wärme umgesetzt, was sich negativ auf deren
Zuverlässigkeit auswirken
kann.
Vorteil dieser Reglerausführung ist lediglich der etwas geringere
Schaltungsaufwand.
1.1.4. Gesamtsystem
Das
folgende Schaltbild zeigt zusammengefasst die Komponenten eines Ladesystems mit
Permanent-
magnet-erregter
Lichtmaschine:
Die
Lichtmaschine oder Generator G, hier in Drehstromausführung.
Den
Gleichrichter/Regler, hier in der Schaltungsvariante, die die Lichtmaschine bei
Erreichen der Soll-
Spannung
des Bordnetzes kurzschließt. Dies geschieht durch die drei Thyristoren Th.
Der
Drehstrom der Lichtmaschine wird über die sechs Dioden D
gleichgerichtet.
Die
Batterie B mit der Hauptsicherung Si. An Buells ist diese
Sicherung als Bimetall-Thermoschalter
ausgeführt,
der sich nach Beseitigung der Überlast selbsttätig wieder einschaltet.
Über
den Hauptschalter HS (Zündschloss) werden die Verbraucher aus der
Batterie versorgt.
Die
gestrichelt eingezeichnete Leitung wird von einigen elektronischen Ladereglern
zur Versorgung der
eingebauten
Elektronik benötigt. Bei direktem Anschluss an die Batterie, ohne zwischengeschaltetes
Zündschloss,
würden sie bei ausgeschalteter Zündung zuviel Strom aus der Batterie
verbrauchen.
Anzutreffen
zum Beispiel an der Yamaha SR500.
Für
Ladesysteme mit elektrisch erregter Lichtmaschine ergibt sich das folgende Schaltbild:
Die
Feldwicklung F der Lichtmaschine wird über Schleifringe und Kohlebürsten
mit dem Erregerstrom
versorgt.
Die Erregerleistung wird meist über drei zusätzliche Dioden D2 aus der
von der Lichtmaschine
erzeugten
Leistung gewonnen und über den Transistor T geregelt.
Damit
das System sicher anläuft, fließt zunächst über die Ladekontrolllampe LK
ein kleiner Strom aus
der
Batterie in die Erregerschaltung. Sobald die Lichtmaschine genügend Leistung
abgibt, so dass die über
die
Dioden D2 gleichgerichtete Spannung so groß wie die Batteriespannung ist,
erlischt die Ladekontrolle.
Der
Drehstrom der Lichtmaschine wird über die Dioden D1 gleichgerichtet.
Alle
weitern Teile entsprechen der obigen Version mit Permanentmagnet-erregter
Lichtmaschine.
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