1.4. Zündsystem und Einspritzanlage
1.4.1. Impulsgeber
Die
gängigsten Arten von Zündgebern für elektronische Zünd- oder
Zünd/Einspritzanlagen sind
folgenden
Funktionsprinzipien zuzuordnen:
- induktiv
- Hallprinzip
- optisch
Induktive
Zündgeber bestehen aus einer Spule mit Eisenkern, der zugehörige Rotor besitzt
einen
Dauermagneten,
der beim Passieren des Spulenkerns infolge der Magnetfeldänderung einen
Spannungimpuls
induziert. Dieser Impuls wird an die Zünd- oder Einspritzanlage weitergeleitet.
Beispiele
für die Verwendung induktiver Sensoren sind Zündanlagen von Lucas, Boyer, Bosch
oder
an der Yamaha SR500.
Das
Hallprinzip basiert darauf, dass in einem
stromdurchflossenen Halbleiter (der Hallplatte) eine
Spannung
abgreifbar ist, sobald ein Magnetfeld auf die Platte einwirkt. Diese geringe
Spannung
wird
meist in einer im Hallsensor integrierten Schaltung verstärkt und als Impuls
ausgegeben. Der
zugehörige
Rotor kann entweder wie beim induktiven Sensor mit einem Magneten ausgerüstet
sein,
oder
er besteht aus Stahl und im Zündgeber ist ein Magnet integriert. In diesem Fall
bewirkt der
Rotor
zum gewünschten Zeitpunkt durch seine Formgebung eine Veränderung des
Magnetfeldes,
die
im Sensor ein Signal erzeugt.
Hallsensoren
besitzen meist eine dreiadrige Zuleitung: Masse, Versorgungsspannung und
Ausgangs-
signal.
Die
Zünd- oder Einspritzanlagen von Buells sind mit Hallsensoren als Geber
ausgestattet.
Optische
Sensoren funktionieren wie eine Lichtschranke und bestehen aus einer
Leuchtdiode als
Lichtquelle
und einer Fotodiode oder einem Fototransistor als Detektor. Der Lichtweg
zwischen
beiden
Bauteilen wird durch den Rotor unterbrochen.
Auch
hier sind als Zuleitungen Masse, Versorgungsspannung und Ausgangssignal nötig.
1.4.2. Steuergerät
Das
Steuergerät der Zündanlage erhält seine Information über den aktuellen
Drehwinkel der Kurbel-
oder
Nockenwelle vom Zündgeber. Um die notwendige,
drehzahlabhängige Frühzündung zu realisieren,
wurde
bei kontaktgesteuerten Zündanlagen (und auch bei einigen frühen elektronischen
Zündungen)
der
Unterbrechernocken bzw. der Zündrotor über eine Fliehkraftgewicht-Mechanik
verstellt. Diese
Aufgabe
wird bei moderneren Zündanlagen vom Steuergerät übernommen, auf analogem oder
digitalem
Weg
wird die gewünschte Kennlinie realisiert.
Je
nach Typ des Steuergeräts kommen ein weiterer Sensor hinzu, um den Lastzustand
des Motors zu
erfassen.
Dies kann im einfacheren Fall ein Schalter sein, der vom Unterdruck im
Ansaugtrakt gesteuert
wird
(wie an Vergaser-Buells realisiert), oder ein Potentiometer, dass die Stellung
der Vergaser-Drossel-
klappen
erfasst. So kann lastabhängig mit zwei umschaltbaren Kennlinien oder mit einem
ganzen Feld
von
Kennlinien gearbeitet werden, um Leistungsausbeute und Laufkultur des Motors zu
verbessern. Die
Kennlinie
bzw. das Kennfeld wird durch Prüfstandsläufe optimiert und lässt sich bei
verschiedenen
digitalen
Steuergeräten entweder durch Tausch eines Speicherchips oder durch
Herunterladen der Daten
per
Schnittstelle ändern.
Die
Ausgangsstufe des Steuergeräts wird üblicherweise von einem Leistungstransistor
pro Zündspule
gebildet,
der (wie bei einer kontaktgesteuerten Zündung) die Masseseite der
Zündspulen-Primärwicklung
schaltet.
Das andere Ende der Primärwicklung ist mit der Batteriespannung verbunden.
Gegenüber einer
Kontaktzündung
läßt sich hierbei durch das definierte, schnellere Abschalten des Transistors
gegenüber
dem
Unterbrecherkontakt, eine höhere Zündspannung realisieren. Zusätzliche Features
moderner Steuer-
geräte
sind eine Anpassung des Schließwinkels an die Motordrehzahl und eine
Abschaltung des Zünd-
spulenstroms
bein längerem Motorstillstand, um eine Überhitzung der Zündspule zu vermeiden.
An
Mehrzylinder-Motoren ist nicht unbedingt für jeden Zylinder ein eigener Ausgang
am Steuergerät mit
getrennter
Zündspule vorhanden, sondern es können zwei Zylinder über
eine gemeinsame Zündspule
versorgt
werden. In diesem Fall wird in einem Zylinder im Kompressionstakt das Gemisch
gezündet,
während
der Zündfunke des anderen Zylinders wirkungslos in den Ausstosstakt fällt.
An
Buells nennt sich diese Art der Zündung "Dual-Fire" und ist an den
Vergasermodellen verbaut. Im
Gegensatz
dazu sind die Versionen mit Einspritzung mit einer eigenen Zündspule pro
Zylinder ausgerüstet,
das
Ganze nennt sich dann "Single-Fire"-Zündung.
Für
Zünd/Einspritzsysteme sind die Anforderungen an das Steuergerät weitaus höher,
da hier neben dem
Zündvorgang
auch die Gemischbildung geregelt wird. Zur Erfassung der angesaugten Luftmenge
wird hier
ein
Drosselklappenpotentiometer oder ein Hitzdrahtsystem eingesetzt, ausserdem wird
die Motor- oder
Kühlwassertemperatur
wird über einen Sensor überwacht, um im kalten Zustand des Motors das Gemisch
anzufetten.
Die korrekte Abstimmung des Benzin/Luftgemisches kann über eine Lambdasonde
überwacht
werden.
In Abhängigkeit vom Lastzustand und den erfassten Parametern wird die
Öffnungsdauer des
Magnetventils
an der oder den Einspritzdüse(n) gesteuert und so die richtige Menge
Benzin zugeführt.
1.4.3. Zündspule
Die
Zündspule speichert Energie in ihrem Magnetkern, solange ihre Primärwicklung
von Strom durchflossen
wird,
und gibt diese Energie im Zündzeitpunkt, wenn der Primärstrom unterbrochen
wird, wieder ab.
An
normale Zündspulen für den Anschluss einer Zündkerze sind die Masseseiten von
Primär- und
Sekundärwicklung
miteinander verbunden. Sollen zwei Zündkerzen an einer gemeinsamen
Zündspule
betrieben
werden, so können diese nicht parallel geschaltet werden, da so nur an einer
von beiden ein Funke
gebildet
würde - abhängig davon, welche von beiden den geringeren Spannungsbedarf hat.
Stattdessen
muss
die Zündspule entweder zwei Sekundärwicklungen besitzen (wie bei einigen
Hochleistungsspulen der
Fall)
oder beide Zündkerzen müssen in Reihenschaltung an einer Sekundärwicklung
liegen. Daher sind in
diesem
Falle beide Enden der Sekundärwicklung auf eigene Anschlüsse geführt.
1.4.4. Gesamtsystem
Das
folgende Bild zeigt zwei verschiedene Zündsysteme in ihrem prinzipiellen
Aufbau:
Links
die traditionelle Variante, bestehend aus Zündspule, Unterbrecherkontakt mit
Kondensator und Zünd-
kerze.
Der Primärstrom der Zündspule wird durch einen mechanischen, vom
Unterbrechernocken betätigten
Kontakt
geschaltet. Um sicherzustellen, dass der Strom beim Öffnen des Kontaktes dort keinen
Funken
hervorruft,
sondern möglichst schnell unterbrochen wird, ist parallel zum
Unterbrecherkontakt ein Konden-
sator
geschaltet. Ist er defekt, so tritt Funkenbildung am Unterbrecherkontakt und
gleichzeitig stark verringerte
Zündenergie
an der Zündkerze auf.
Rechts
die moderne Variante, wie sie auch an Buells zu finden ist. Die Funktion des
Unterbrecherkontakts wird
hier
von einem Leistungstransistor T im Steuergerät übernommen, der für schnelles
und verschleissfreies
Schalten
des Zündspulen-Primärstroms sorgt. Die Zündkerze besitzt in diesem Beispiel
zwei Hochspannungs-
ausgänge,
so dass beide Kerzen eines Zweizylindermotors oder auch für eine Doppelzündung
angeschlossen
werden
können, die natürlich gleichzeitig funken.. Die gezeigten Vorwiderstände dienen
der Funkentstörung der
Zündanlage
und können entweder in Form von Widerstandskabeln (wie an Buells), in den
Zündkerzensteckern
oder
in den Zündkerzen selbst eingebaut sein (R-Typen).
Beiden
Varianten gemeinsam ist die Versorgung mit Energie aus dem 12 Volt Bordnetz.
Natürlich lässt sich
an
einem elektronischen Steuergerät auch eine Zündspule mit nur einem
Hochspannungsausgang betreiben und
umgekehrt
eine Zündspule mit zwei Ausgängen auch zusammen mit einem mechanischen
Unterbrecherkontakt.