Kreis Groß Wartenberg

Reisen ins Land der Ahnen

 Krakau2006

Meine Erlebnisse in Polen und mit polnischen Archiven

Breslau2007

Neumittelwalde2007

Thomas Oszinda, Wilh.-Liebknecht-Str. 7, 28329 Bremen

Jura2007

Hochland von Krakau und Tschenstochau (Jura)

An der Grenze zu Schlesien

wurden viele Burgen,

Systeme von Wachtürmen und Schlössern, inmitten einer wunderbaren Jura-Landschaft gebaut.

 

Breslau und seine Umgebung

Hausberg von Breslau ist der Zobten. In Schweidnitz kann man eine Friedenskirche, die nach dem Dreißigjährigem Krieg erbaut wurde, besichtigen.



Meine Forschungsergebnisse

Familienforschung in Neumittelwalde, Kreis Groß Wartenberg, Schlesien

Mit der Veröffentlichung meiner ersten Webseite im Internet beginnt Anfang des Jahres 2001 meine Ahnen- und Familienforschung. Bei der Recherche in Suchmaschinen finde ich andere Personen, die meinen Familiennamen tragen. Nach kurzem Email-Austausch erhalte ich die Taufabschrift eines am 04.06.1864 in Klenowe bei Neumittelwalde geborenen Johann Oscenda, der in der evangelischen Kirche zu Neumittelwalde getauft wurde. Johann Oscenda war der Sohn der Johanna Oscenda, Tochter des in Klenowe verstorbenen Friedrich Oscenda. Johann Oscenda wurde später Johann Oszinda geschrieben (lt. der Taufbescheinigung sind Oscenda und Oszinda personengleich).  In unserer Familie ist bekannt, dass mein Urgroßvater Karl Oszinda einen Bruder hatte, der die Schreibweise Oscenda geführt hat. Familienrecherchen über Mikrofilme bei den Mormonen ergeben, dass mein Urgroßvater am 27.06.1851 in Wegersdorf bei Neumittelwalde geboren wurde. Sein Vater war Gottlieb Oszinda (Oscenda, Oscinda). Ich bin neugierig, ob Friedrich Oscenda der Vater meines Ururgroßvaters Gottlieb Oszinda ist, bzw. war. Die Standesamtunterlagen von Bukowine, die die Bewohner des Dorfes Wegersdorf enthalten, sind zwar nur bis 1877 mikroverfilmt, aber bis weit ins 20. Jahrhundert hinein im Breslauer Staatsarchiv einsehbar. So entschließe ich mich für September 2001 zu einer ersten Polenreise, nachdem ich mir für das Breslauer Archiv eine Besuchserlaubnis geholt habe.

 

Polen ist ein fremdes Land für mich. Meine Eltern verloren nach dem zweiten Weltkrieg ihre Heimat. Sie wurden in Ossen bei Neumittelwalde geboren. Ich hatte mich zuvor nie dafür interessiert, das Heimatdorf meiner Eltern zu besuchen. So buche ich nur eine kurze Busreise nach Breslau. Die Fahrten von/nach Breslau hin und zurück finden nachtsüber statt. Früh am Morgen komme ich am 10. September 2001 in Breslau an. So habe ich genug Zeit, die Innenstadt und den Weg ins Archiv ein wenig zu erkunden. Im Archiv hilft man mir später, eine günstige Übernachtung zu finden. Meine Recherche ist jedoch enttäuschend: Es stellt sich heraus, dass mein Ururgroßvater Gottlieb Oszinda um 1827 in Wegersdorf und nicht in Klenowe geboren wurde. Er verstarb dort auch am 16.07.1903 im Alter von 76 Jahren lt. Eintrag des Standesbeamten, der noch nicht einmal die Namen der Eltern vermerkt hat. Die Eltern meines Ururgroßvaters werden lediglich als Innwohner Oszinda und seine Ehefrau Oszinda angegeben. Auch Geschwister meines Ururgroßvaters lassen sich in den Standesamtunterlagen von Bukowine nicht finden. Recherchen im Internet und über eine Schlesien-Mailingliste helfen mir wenigstens herauszufinden, dass die Ehefrau Oszinda um 1850 vermutlich eine Witwe war. Das Einzige, was von den evangelischen Kirchenbüchern aus Neumittelwalde nach dem zweiten Weltkrieg erhalten geblieben ist, ist nämlich eine Konfirmandenliste um 1850, die in einem Militärkirchenbuch mit Taufen, Heiraten und Beerdigungen einer Garnisionsgemeinde der Jahrgänge 1801 bis 1805 aus Neumittelwalde gefunden wurde,  in der eine Johanna Oscinda, geb. am 12.06.1837 in Wegersdorf, Tochter der Witwe Oscinda, genannt wird. Die Johanna Oscenda aus Klenowe muss damals etwa gleichaltrig gewesen sein. Über die Schlesien-Mailingliste gelingt es mir auch, Kontakt zu einem Nachkommen einer Schwester der Johanna Oscenda aus Klenowe herzustellen. In seinem Besitz befindet sich noch ein Ahnenpass. So kann ich in Erfahrung bringen, dass Friedrich Oscenda aus Klenowe am 19.01.1805 zu Klenowe geboren wurde und dort am 12.10.1855 verstorben ist. Vater von Friedrich Oscenda war der am 12.05.1766 in Klenowe geborene Dreschgärtner Johann Oscenda, Sohn des Dreschgärtners Martin Oscenda und der Helena Oscenda. Der Beruf Dreschgärtner ist ein nächster Ansatzpunkt für mich: Im Breslauer Staatsarchiv befinden sich auch Akten der Generalkommission für Schlesien in Breslau, die sich insbesondere im 19. Jahrhundert mit dem Prozess der Bauernbefreiung befassen. So plane ich für März 2002 eine zweite Polenreise.

 

Diesmal reserviere ich in der Zeit vom 18.03.-22.03.2002 vier Nächte im Gästezimmer des Breslauer Staatsarchivs. U.a. fahre ich von Breslau auch mit dem Zug nach Neumittelwalde, um das Dorf Ossen, den Geburtsort meiner Eltern, zu besuchen. Ich persönlich habe eigentlich immer noch keinen Bezug zu diesem Ort. Die Ahnen- und Familienforschung ist immer noch mein Hauptanliegen während meiner zweiten Polenreise. Im Breslauer Staatsarchiv finde ich wieder, was ich hauptsächlich gesucht habe. Die Erben des am 12.05.1766 geborenen Johann Oscenda sind in den Akten der Generalkommission für die Dreschgärtner zu Klenowe tatsächlich aufgeschlüsselt. Der im Jahr 1805 geborene Friedrich Oscenda hatte noch einen Bruder Martin Oscenda, der der Vater meines Ururgroßvaters gewesen sein könnte. Es wird aber nicht erwähnt, dass Martin Oscenda in Wegersdorf gewohnt hat. Zudem sieht es in meiner Familienforschung so aus, dass der Vater meines Ururgroßvaters aus Ossen und nicht aus Klenowe nach Wegersdorf gekommen ist. So bleiben mir in meiner Familienforschung die Erforschung anderer Linien und die eigentliche Erforschung der Herkunft meines Nachnamens, wozu auch die Erforschung anderer Oscenda-, bzw. Oszinda-Linien etc. gehört.

 

Im Jahr 2003 besuche ich die Staatsarchive in Kalisch und nochmals Breslau. Ich verweile jeweils vier Nächte in diesen Städten. Immer mehr wird mir der Zusammenhang meiner Vorfahren zur polnischen Bevölkerung klar. Die Geschichte unseres Familiennamens mit der Herkunft des Familiennamens Oszinda von den Hugenotten oder aus Ostende scheint immer unglaubwürdiger zu werden, aber unmöglich ist dies nicht. So ist z.B. Ostenda auch das polnische Wort für Ostende. Fest steht jedoch: Viele Vorfahren der vor dem zweiten Weltkrieg in der Region Neumittelwalde wohnenden Menschen sprachen die polnische Muttersprache. Namen wie Oscenda, Oscinda, Ostenda, Ostinda, Oszenda und Oszinda scheinen Ihren Ursprung aus dem Namen Oszcze(n)da erhalten zu haben, wobei das polnische nasale „e“ häufig mit der deutschten Schreibweise „en“ dargestellt wird.

DNA-Tests belegen wiederum, dass viele Polen nicht viel weniger nordwesteuropäische Gene als osteuropäische Gene in sich haben (siehe z.B. Dodecad Ancestry Project v3 http://dodecad.blogspot.com/2011/06/dodecad-v3-population-averages.html). Durch die spätere deutsche Zuwanderung in den damaligen deutschen Ostgebieten überwiegt bei einigen polnischen Staatsbürgern sogar die nordwesteuropäische DNA. Während der Völkerwanderung haben slawische Stämme germanische Stämme im heutigen polnischen Staatsgebiet verdrängt, aber sie haben sich auch miteinander vermischt. Es gibt also keine polnische, tschechische oder deutsche Ethnizität etc.. Es gibt nur Staatsangehörigkeiten: Pole, Tscheche oder Deutscher ist, welcher die Staatsangehörigkeit dazu besitzt.

 

Erst über drei Jahre später, nachdem ich die Stadt Breslau am 03. Oktober 2003 verlassen hatte, buche ich meine fünfte Polenreise. Ich verbringe fünf Nächte hintereinander in Polen (soviel wie noch nie). Diesmal ist die Stadt Krakau mein Hauptziel. Ich lerne dort meine Mailfreundin Beata persönlich kennen. Wir besichtigen dort für erst einmal zwei Tage einige Sehenswürdigkeiten der Stadt Krakau. Den Eintritt für den Wawel (den ehemaligen Königspalast) hebe ich mir für den Abreisetag auf. Am zweiten Tag wird am späten Nachmittag erst einmal noch kurz die Innenstadt von Kattowitz besichtigt. Nach einer Nacht in Krakau und einer Nacht in Kattowitz begleitet mich Beata jeweils für kurze Recherchen in die Archive von Posen und Kalisch, wo wir jeweils eine Nacht in einem Stadthotel verbringen. Mehr Zeit als für die Archive nehmen wir uns für die Innenstädte. Die Marktplätze von Posen und Kalisch sind sehr schön. Von Kalisch aus fahren wir am 11.10.2006 über Adelnau und Neumittelwalde nach Krakau zurück. Ich sehe einige Bahnhöfe, deren Orte mir von meiner Familienforschung her bekannt sind. Nach einer letzten Nacht in Krakau fahre ich am 12.10.06 nach Deutschland zurück. Die Landschaft in Polen gefällt mir gut. Das erste Mal ist mein Hauptanliegen nicht die Familienforschung. Die Stadt Krakau ist sehr sehenswert. Man sieht fast überhaupt keinen Unterschied mehr zu westlichen Städten.

11.10.2006: Halt am Bahnhof von Neumittelwalde

 

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