Tourenbericht: Sommer 2001
und Sommer 2004
Ziele wie den Dom oder den Montblanc ohne Bergführer bin ich noch nicht
angegangen. Im Sommer 2001 planten wir mal eine Montblanc-Besteigung. Zur Akklimatisation
fuhren wir zunächst zu viert von Saas Fee mit der Seilbahn auf ca. 3500m und
bestiegen von dort aus das Allalinhorn (4027m). Wir hatten schönes Wetter und
eine gute Aussicht. Wir fuhren nicht ganz ins Tal zurück, sondern gingen von
der Mittelstation der Allalin-Seilbahn zur Britannia-Hütte (3030m) und
verbrachten dort eine Akklimatisationsnacht. Klaus verabschiedete sich danach
von uns. Wolfgang, Holger und ich fuhren über Martigny und Aosta nach Pont
San Martin. Am nächsten Morgen ging es mit dem Bus weiter nach Gressoney und
Staffal, von wo aus wir mit der Seilbahn bis auf ca. 2900m unterhalb der
Station Punta Indren auf ca. 3260m fahren wollten. Zu unserem Bedauern fuhr
die Seilbahn jedoch noch nicht. Wir hatten gerade Anfang Juli. Die Saison
hatte noch nicht richtig begonnen, und es lag noch sehr viel Schnee. Wir
mussten den Weg zur Mantova-Hütte mit dem schweren Gepäck ganz zu Fuß laufen.
Am Hohen Licht, einem kleinen Aussichtsberg, standen wir plötzlich vor einem
Abgrund. Wir waren im Schnee zu hoch gelaufen. Unter uns war der verschneite
Weg, der vom Lago Gabiet, einem Stausee in ca. 2350m Höhe, zur Mantova-Hütte
hoch führte. So mussten wir wieder ein Stück absteigen, bis wir eine
geeignete Stelle fanden, um zu diesem Weg hinabzusteigen. Von der
Mantova-Hütte bestiegen wir am nächsten Tag zunächst die Vincentpyramide
(4215m). Es lag noch sehr viel Schnee und das Spaltengebiet kurz hinter der
Gnifettihütte (ca. 3630m) war leicht zu überqueren. Als ich zehn Jahre zuvor
Ende August 1991 mit einer geführten Gruppe dort war, war eine Spalte
offener. Im Abstieg übersprangen wir damals diese Spalte. Ich persönlich
erreichte am ersten Tourentag die Signalkuppe (4554m) und die Zumsteinspitze
(4563m). Danach setzte ich einen Tag aus. Am letzten Tag bestiegen wir zum
Abschluss die Vincentpyramide, die Ludwigshöhe (4341m) und stiegen den kurzen
Eissteilhang am Schwarzhorn (4321m) bis zu seinem Ende hoch. Nun stand ich
nach fast zehn Jahren wieder auf der Vincentpyramide. Wolfgang stieg danach
allein zur Mantova-Hütte zurück, da er nicht mehr mit auf die Parrotspitze
(4432m) wollte. So stiegen Holger und ich allein dorthin. Über eine kurze
steilere Stelle ging es hinauf auf den Grat, der elegant zum Gipfel führte.
Im Abstieg sicherte mich Holger sicher vom Grat über das kurze Steilstück
hinab. Abends kam ein Gewitter auf. Wir beschlossen am nächsten Morgen die
geplante Besteigung mit Übernachtung auf der Signalkuppe aufzugeben und
gleich ins Montblancgebiet zu fahren. Der Weg zur Seilbahnstation Punta Indren
war auch noch gut verschneit. Es waren keine Spalten zu erkennen. Zehn Jahre
zuvor hatten wir zur Akklimatisation den Gran Paradiso von der Chabod-Hütte
(2750m) aus mit seiner Gipfelmadonna auf 4058m Höhe bestiegen. Wir fuhren
danach nach Alagna, um von der Punta Indren aus an den damals offen liegenden
Spalten vorbei zur Mantova-Hütte zu gelangen. Wolfgang, Holger und ich gingen
nun nur im Abstieg diesen Weg und fuhren hinab nach Alagna. Von dort aus
mussten wir fast ganz bis nach Turin fahren, um zurück nach Pont San Martin
zu gelangen, wo wir etwas Gepäck in unserem Hotel aufgegeben hatten. Im
Montblanc-Gebiet machten wir bei wechselhaftem Wetter nur noch ein paar
Tagestouren. Unsere Ansichten über eine Montblancbesteigung waren auch
unterschiedlich. Die Steinschlagroute zur Gouterhütte war mit reservierter
Übernachtung nicht möglich. Die Eisschlagroute über die Mulets-Hütte war mir
zu lang und zu gefährlich.
Drei Jahre später im August 2004 bin ich mit meinem
Bergkameraden Frank wieder in Pont San Martin angelangt. Von Gressoney aus
steigen wir einen Tag später zunächst zu Fuß zum Rif. Gabiet (2357m) am
Gabiet-Stausee. Nach einer Übernachtung geht es weiter zum Rif. Guglielmina
auf 2881m Höhe am Col d`Olen, einem Übergang von Gressoney nach Alagna. Nachmittags
ziehen immer mehr Wolken auf. Nach einem Gewitter gehen wir am nächsten
Morgen trotzdem weiter. Es kommt immer wieder zu neuen Schauern.
Zwischendurch halten wir uns in der Seilbahnstation, die vom Gressoneytal
über das Gabiet-Stausee-Gebiet
auf ca. 2900m Höhe führt, auf. Nach einem zwischenzeitlichen
Aufheitern steigen wir weiter zur Station Punta Indren. Die Spalten auf dem
aperen Gletscher liegen wieder offen, sind aber gegenüber meiner Erinnerung
fast dreizehn zuvor wesentlich kleiner. Die meisten haben nur eine Tiefe von
ein bis zwei Metern, und hineinfallen kann man dort kaum. Unangenehm ist der
viele Neuschnee, den das Gewitter gebracht hat. Die Markierungen zur
Mantova-Hütte sind zum Schluss nicht mehr zu erkennen. Kurz hinter dem Gletscher
verzweigt sich der Weg. Vielleicht wäre der Klettersteigweg, der rechts
abzweigt, doch der bessere gewesen. Nun müssen wir über verschneite Platten
anstrengend zur Hütte hinauf steigen, da wir die richtige Markierung nicht
mehr finden. Frank hat die Nase voll. Unser Tourengebiet ist komplett
verschneit. Ich steige später kurz zur Gnifettihütte auf, die ich zum Schluss
über eine über zehn Meter hohe Leiter erreiche. Den kurzen Weg von der
Mantova-Hütte zur Gnifettihütte muss ich selber im Neuschnee spuren. Frank
und ich übernachten auf der Mantova-Hütte und brechen die Tour am nächsten
Tag ab. Wir steigen direkt zur Seilbahnstation am Gabietsee ab, nachdem uns
der Hüttenwirt, den wir zwei Nächte zuvor auch schon vom Rif. Gabiet her
kannten, den Weg aufgrund der verschneiten Felsplatten gut erklärt hat. Wir
fahren mit der Seilbahn nach Staffal hinunter und nach Hause.
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