Tourenbericht: Hohe Tauern (1994) und Ötztaler Alpen
(1999)
Nach fünf Jahren ist es mal wieder soweit: Ein Urlaub in den Alpen steht
bevor. Zuletzt hatte ich geführte Bergtouren unternommen. Im Sommer 1994
hatte die gebuchte Großglockner-Tour nicht geklappt. Wir bestiegen das Gr.
Wiesbachhorn (3564m) und den Johannisberg (3463m). Nach der Besteigung des
Wiesbachhorns gab es am Nachmittag ein Gewitter. Am nächsten Tag brachte
unser Bergführer uns vom Heinrich-Schwaiger-Haus am Gr. Wiesbachhorn noch
über den Hinteren Bratschenkopf (3412m) und die Klockerin (3422m) zur Oberwalderhütte.
Es war ein klassischer hochalpiner Übergang. Der berühmte Kaindlgrat am
Wiesbachhorn hatte mit einer Gletscherfahrt jedoch nur noch wenig zu tun.
Allzu kurz legten wir die Steigeisen zu einer kurzen Gletschertravisierung am
Grat an. Der Gletscher war bis auf diese kleine Gratstelle zurückgeschmolzen.
An der Oberwalderhütte erlebten wir dann Ende August einen Wintereinbruch.
Über den verschneiten Gletscher bestiegen wir wenigstens den Johannisberg,
spielten ansonsten aus Langeweile „Mensch ärgere dich nicht“ oder stiegen
kurz zum „Kaffee trinken“ hinab zur Franz-Josefs-Höhe zum Parkplatz oberhalb
der Pasterze. Der Großglockner wurde nicht mehr bestiegen. Dabei hatte ich
doch für die Großglockner-Besteigung einen Preisaufschlag bezahlt. Ich nahm
mir vor, nie mehr solange im Voraus eine geführte Tour zu buchen. Die
nächsten Reisen brachten mich dann erst mal in ferne Länder ohne größere
Bergbesteigungen, bis ich den Wunsch hegte, endlich mal ein Nepal-Trekking zu
unternehmen. Über eine Zeitschrift des Jugendherbergsverbandes lernte ich
Wolfgang, einen pensionierten Lehrer, kennen, der sich auch für ein
Nepal-Trekking interessierte. Unsere Vorstellungen waren etwas verschieden.
Wir vereinbarten jedoch, uns während einer Alpentour kennen zu lernen. Ich
sollte in einer Dreierseilschaft zwischen zwei Bergerfahrenen laufen.
Überraschend sagt unser Seildritter ab. Also fahren
Wolfgang und ich zu zweit in die Ötztaler Alpen. Von Obergurgl aus steigen
wir zum Hochwilde-Haus (2883m). Am nächsten Tag besteigen wir den
Hochwilde-Nordgipfel (3461m). Es ist meine erste private Gletschertour ohne
bezahlten Bergführer. Zum Schluss wird der Gletscher etwas steiler. Zum
Nordgipfel gibt es dann noch ein kurzes Kletterstück. Etwas Probleme haben
wir, weil das Drahtseil an einer schräg geneigten Platte ca. 1m durch
gefrorenen Schnee eingeklemmt ist und wir unsere Pickel am Beginn des
Kletterstückes deponiert haben. Eine direkte Travisierung vom Hochwilde-Haus
zur Martin-Busch-Hütte über das Schalfkogeljoch lassen wir ausfallen. Ich
fühle mich dafür zu unsicher. Stattdessen gelangen wir in zwei Tagen über das
Ramoljoch (3186m) zur Martin-Busch-Hütte (2470m). Ein schöner Sommertag
gestattet uns nach etwas Regen noch die Besteigung des Similauns (3606m). Der
Weg über die Similaunhütte (3019m) am Niederjoch ist fast spaltenfrei. Man
muss etwas aufpassen, dass man den richtigen Weg vom Gletscher auch wieder
zurückfindet. Am Gipfelgrat muss man die übliche Vorsicht walten lassen.
Zufrieden beenden Wolfgang und ich unsere Tourenwoche am nächsten Tag. Wir
beschließen, im nächsten Jahr zusammen die Weißkugel, den zweithöchsten Berg
der Ötztaler Alpen, zu besteigen.
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