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Seuchen




engl.: epidemics Infektionskrankheiten, für die eine Massenausbreitung (En-, Epi-, Pandemie) u. ein schwerer Verlauf charakteristisch sind (s.a. meldepflichtige Krankheiten). Die Verhütung u. Bekämpfung obliegen v.a. dem öffentlichen Gesundheitsdienst (in der BRD gemäß »Gesetz zur Verhütung u. Bekämpfung übertragbarer Krankheiten«; ferner allgemein unter Bezug auf WHO-Gesundheitsordnung). Wesentliche Maßnahmen: Vernichtung der Erreger-Zwischenwirte (z.B. Anopheles, Tsetse-Fliege, Schnecken [Schistosomiasis]), allgemeine u. individuelle hygienische Maßnahmen, aktive Immunisierung, bei ausgebrochenen Seuchen Isolierung der Erkrankten u. Krankheitsverdächtigen (s.a. Quarantäne), Desinfektion, evtl. Schutzimpfung, Feststellen (möglichst auch Beseitigung) des Seuchenherdes (Ausgangspunkt der S.), Verbot von Menschenansammlungen, Schließen von Schulen u. Kindergärten, Überwachen des Grenzverkehrs u.a.m.



Alte Seuchen - neue Seuchen


Man wähnte sie bereits für besiegt - die schweren Seuchen der Vergangenheit. Mitte der 70er Jahre beispielsweise, meinten Experten, dass in kürzester Zeit die Tuberkulose zumindest in den Industrieländern ausgerottet sein würde. Sie haben sich geirrt. In über einhundert Ländern treten heute neue Formen von Tuberkulosebakterien auf - Bakterien, die sich mit gängigen Medikamenten nicht mehr behandeln lassen. Weltweit sterben jährlich etwa drei Millionen Menschen an der sogenannten Schwindsucht. Schlimmer noch: Zu den besiegt geglaubten alten Seuchen kommen neue wie Hepatitis und AIDS hinzu. Und längst hat die Tierseuche BSE bereits Auswirkungen auf den Menschen.

Zum Thema

Bakterien und Viren haben Kriege entschieden und Millionen von Menschen getötet. Sie haben die wirtschaftliche Entwicklung ganzer Kontinente zurück geworfen. Die von ihnen verursachten Seuchen verbreiteten jahrtausendelang Angst und Schrecken. Der Inbegriff der Seuche schlechthin war der gefürchtete schwarze Tod - die Pest. Sie tötete im Jahr 1200 in China fast die Hälfte der Bevölkerung. Karawanen mit Rattenflöhen in Pelzen und Decken verteilten die Erreger über den ganzen Kontinent. Jeder dritte Einwohner Europas starb während des großen Pestwelle 1348 an den Folgen dieser Krankheit. Weitere Infektionskrankheiten wirkten, auch wenn sie in der Hierarchie des Schreckens hinter der Pest zurück lagen, ebenso verheerend. So suchten Pocken, Malaria und Lepra die Menschen des Mittelalters und der Neuzeit heim.
Ende des 15. Jahrhunderts tauchte in Europa eine weitere, skandalträchtige Seuche, die sogenannte "Lustseuche" Syphilis auf. Für die Ursachen der Pest wurden einmal verdorbene Winde verantwortlich gemacht. Diese Erklärung basiert auf der antiken Lehre von den "Miasmen". Eine Seuche entstand demnach durch Verunreinigungen (griechisch: miasmata), die sich unter bestimmten klimatischen Bedingungen in der Luft befinden und durch das Atmen in den Körper gelangen. Schuld an solchen pesterzeugenden Stoffen seien starke Sonneneinstrahlung, faulende organische Stoffe und Sümpfe. Ein anderes Mal sah man dagegen eine schlechte Sternenkonstellation als Grund. In fast allen Kulturkreisen findet sich auch die Deutung, dass die Seuchen als Strafe für ihre Sünden über die Menschen kamen.
Über Jahrtausende waren die Menschen den Seuchen ausgeliefert. Der Zusammenhang zwischen einer infektiösen Krankheit und einem bestimmten, sie verursachenden Erreger wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts hergestellt. Robert Koch gelang 1876 am Modell der Milzbrand-Krankheit der Nachweis des Milzbranderregers. Er wies nach, dass Krankheiten wie Milzbrand oder Cholera durch mikroskopisch kleine Lebewesen hervorgerufen wurden.
Der erste Triumphzug der Medizin gegen die Infektionskrankheiten begann. Louis Pasteur setzte seine Lehre durch, nach der Keime nicht von selber entstehen und schuf damit den Ursprung der Mikrobiologie.

Alexander Fleming entdeckte am 28. September 1928 das Penicillin, das erste wirksame Antibiotikum.
Seine Verwendung und seine chemischen Varianten lösten eine Revolution in der Medizin aus. Zumindest für eine gewisse Zeit schienen Infektionskrankheiten ihren Schrecken verloren zu haben.
Das Auftreten von AIDS zu Beginn der 80er Jahre führte allerdings zu einem radikalen Umdenken. Man musste erkennen, dass nicht nur AIDS, sondern dass auch andere längst tot geglaubte Infektionskrankheiten weltweit wieder an Bedeutung gewinnen. Infektionskrankheiten sind nach wie vor weltweit die häufigste Todesursache. Dies änderten auch bahnbrechende Erfolge bei der Entwicklung neuer Impfstoffe und Antibiotika nicht. Krankheiten wie Keuchhusten und Tuberkulose, die noch vor kurzem überwunden zu sein schienen, kehren mit neuer Kraft zurück. So sind an Tuberkulose seit Anfang der 90er Jahre weltweit mehr Menschen erkrankt als in den hundert Jahren zuvor. Über eine Million Menschen sterben jährlich an Malaria, 60 000 bis 80 000 Menschen an der Pest. Dabei treten die Seuchen nicht nur in den Entwicklungsländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas auf. Auch in Europa gibt es derzeit ein regelrechtes "Comeback" von Seuchen wie Cholera, Fleckfieber und Hepatitis.
Allein in Deutschland werden jährlich etwa eintausend Malariainfektionen registriert. Die längst besiegt geglaubte Diphtherie fordert neue Opfer. Kinderlähmung (Polio-myelitis), die Dank der Schluckimpfung viele Jahre als ausgerottet galt, gibt es seit Anfang der 90er Jahre wieder. In der Bundesrepublik wurden bereits 14 Poliofälle registriert; in den Niederlanden sogar 71. Doch neben den "Klassikern" aus den vergangenen Jahrhunderten sind auch viele neue Seuchen auf dem Vormarsch, für die bislang noch keine Heilung und kein wirksamer Impfstoff in Aussicht ist. Insgesamt wurden seit 1976 mehr als dreißig zuvor unbekannte Infektionskrankheiten registriert.
Kaum eine andere Krankheit wie AIDS hat dabei der Menschheit die Illusion eines Sieges über Krankheitserreger so nachhaltig zerstört. Inzwischen kann der AIDS auslösende HI-Virus 14 Millionen Todesopfer verbuchen. Die Krankheit hat sich längst über die ganze Welt ausgebreitet. Es leben ca. 33 Millionen infizierte Menschen auf der Erde, die das Virus täglich an andere weitergeben können. Auch nach fast zwei Jahrzehnten intensiver Forschung ist kein Impfstoff in Sicht. Medikamente zögern die Krankheit höchstens hinaus, heilen aber können sie nicht. Schon breiten sich Viren aus, die resistent sind gegen die bisher verwendeten Medikamentencocktails.
Ebenfalls zu einer neuen tückischen Seuche entwickelt sich nach Meinung der Mediziner die Hepatitis. Immer noch gibt es kein Medikament, das Hepatisis-Viren sicher abtöten kann. Allein in Deutschland sterben etwa 30 000 Menschen an den Folgen dieser Infektion, der Leberzirrhose und -krebs.
Dabei werden immer neue Hepatitis-Erreger entdeckt, die nach dem Alphabet mit Buchstaben bezeichnet werden. So wurde das Hepatitis-F-Virus erst im Herbst 1995 und das bisher letzte Hepatitis-Virus-G 1996 entdeckt. Die verschiedenen Hepatitisviren unterscheiden sich in ihren physikalisch- chemischen Eigenschaften und ihrem Aufbau. Alle haben jedoch als gemeinsames Zielorgan die Leber. Hepatitis A, die ansteckendste, aber ungefährlichste Erkrankung, breitet sich durch Hygienemängel in südlichen Ländern und wachsenden Ferntourismus weiter aus. Eine große Gefahr sind dagegen die Hepatitis- B Erreger. Die Viren werden bei ungeschütztem Sex übertragen. Die Erkrankten bemerken jahrelang nichts - es treten keine Symptome oder nur geringe "grippeähnliche" Beschwerden auf. In etwa zehn Prozent der Fälle verläuft die Infektion chronisch und kann zu Leberzirrhose führen. Die gefährliche Seuche ist nach Ansicht von Experten nur einzudämmen, wenn schon Kleinkinder gegen Hepatitis B geimpft werden.

Eine Impfung gegen den Hepatitis C - Erreger allerdings ist bislang überhaupt nicht möglich. Dabei ist vor allem Hepatitis C, die über Blut und Körperflüssigkeiten übertragen wird, eine chronische Krankheit von seuchenähnlichem Ausmaß. 400 Millionen Menschen weltweit leiden an dieser potentiell tödlichen Krankheit. In Deutschland sind ca. 800 000 von dieser Krankheit betroffen. Es gibt schätzungsweise 40 000 neue Fälle jedes Jahr. Hepatitis C ist heute in Deutschland eine der zehn häufigsten Todesursachen!
quelle:unbekannt

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