Hamburg/Neratovice, 07.09.2002 - Die Betreiber der tschechischen Chemiefabrik Spolana haben zugegeben, dass 3500 Tonnen Chemikalien bei der Jahrhundertflut in die Elbe gelangt sind. Greenpeace gibt nach weiteren Messungen in Dresden keine Entwarnung für Elbschlämme.In der tschechischen Zeitung "Lidove Noviny" gab die Führung Spolanas zu, dass während des Hochwassers 80 Tonnen flüssiges Chlor und größere Mengen anderer krebserregender Substanzen in die Elbe gespült wurden. Die Kontaminierung sei aber zu gering, um die Umwelt zu verschmutzen, sagte ein Spolana-Sprecher der Zeitung. Greenpeace wies in eigenen Messungen dagegen erhöhte Dioxin- und Quecksilberwerte unterhalb des Chemiewerkes in der Elbe nach. Auch die tschechische Umweltgruppe Arnika beschuldigt die Betreiber, die Messwerte klein zu reden und kündigte eigene Untersuchungen an.
Wie verseucht die Chemiefabrik wirklich ist, zeigen die Gesundheitszustände ehemaliger Mitarbeiter des Werkes. Drei von ihnen traten nach langen Jahren des Schweigens jetzt an die Presse. Mit geschwollenen Kehlköpfen, Blasen, so groß wie Golfbälle an Armen und Beinen haben sie Schwierigkeiten beim Atmen und Gehen. Des weiteren klagen sie über chronische Übelkeit und Schwindel. Der Arzt Miroslav Suta, Giftexperte bei Greenpeace, hält Spolana für eine "tickende Chemiebombe".
Unterdessen hat Greenpeace neue Messergebnisse aus Dresden veröffentlicht. Die Proben aus einer Tiefgarage in der Dresdener Innenstadt sind erheblich mit Schwermetallen belastet. Eine Bodensanierung wäre notwendig. Der Boden eines benachbarten Kinderspielplatzes wies hingegen deutlich geringere Werte auf, die auch unterhalb der Grenzwerte der Bodenschutzverordnung lagen.
"Die Schlämme in Gebäuden können erheblich mit Schwermetallen und Öl belastet sein", warnt Manfred Krautter. Der Chemie-Experte von Greenpeace fordert, die Gebäude gründlich zu reinigen und zu sanieren, damit die Bewohner später keine Schadstoffe aufnehmen. "Schlammrückstände müssen auch von öffentlichen Flächen und Privatgrundstücken entfernt werden. Ein Untergraben der Schlämme ist nicht ratsam. Belastete Spielflächen müssen saniert, Spielsand muss ausgetauscht werden", so Krautter weiter.
Das Umweltforschungszentrum in Leipzig-Halle (ufz) hat in den überfluteten Gebieten inzwischen auch stellenweise bedenklich hohe Schadstoffbelastungen festgestellt. Einige der gefundenen Substanzen seien auf längere Zeit nicht abbaubar. Im Gegensatz zur sächsischen Staatsregierung ordnet Greenpeace die Schlämme deshalb nach wie vor in die Kategorie Sondermüll ein.
Hier finden Sie die aktuellen Analyseergebnisse (PDF, 46kb)von Greenpeace.